Veröffentlicht am März 15, 2024

Das schönste Foto eines Traumstrandes ist nicht das eines makellosen, klinisch sauberen Ortes, sondern das, welches ein lebendiges, imperfekt-schönes Ökosystem einfängt.

  • Die „dreckigen“ Algenhaufen am Ufer sind in Wahrheit das Gold der Insel und die Quelle für das berühmte türkise Wasser.
  • Chemische Sonnencremes zerstören genau die Korallen und Seegraswiesen, die Sie fotografieren möchten.
  • Wahre Exklusivität finden Sie nicht in der Menschenmenge zur Mittagszeit, sondern in der Stille des frühen Morgens oder an weniger bekannten, aber ebenso schönen Orten.

Empfehlung: Lernen Sie, die visuellen Zeichen eines gesunden Strandes zu lesen. So finden und bewahren Sie die wahre, unberührte Schönheit Mallorcas – weit über den perfekten Instagram-Post hinaus.

Jeder kennt dieses Gefühl: Man kommt an einem Strand auf Mallorca an, das Wasser leuchtet in unwirklichen Türkistönen, der Sand ist fein und weiß. Das Smartphone ist sofort zur Hand, um diese Postkarten-Perfektion einzufangen. Die Jagd nach dem perfekten Bild, nach dem unberührten Paradies, treibt uns an. Wir suchen nach den saubersten, schönsten und menschenleersten Buchten, um ein Stück vom Himmel für unser Fotoalbum oder unseren Instagram-Feed zu ergattern.

Doch als Umweltfotograf habe ich gelernt, dass unser Streben nach makelloser Ästhetik oft auf einem Missverständnis beruht. Was wäre, wenn ich Ihnen sage, dass die „Unreinheiten“, die wir oft als störend empfinden – die dunklen Seegrasbänke am Ufer, der natürliche Schaum auf den Wellen, die ungleichmäßige Farbe des Sandes – in Wahrheit die Signaturen eines gesunden, lebendigen Paradieses sind? Was, wenn der Versuch, diese „Makel“ zu beseitigen oder zu ignorieren, genau das zerstört, was die Schönheit erst erschafft?

Dieser Artikel ist eine Einladung, die Perspektive zu wechseln. Er wird Ihnen nicht nur zeigen, wie Sie technisch bessere Fotos von Mallorcas Küsten machen, sondern auch, wie Sie mit dem Herzen eines Ökologen und dem Auge eines Künstlers sehen lernen. Wir werden die unsichtbaren Prozesse aufdecken, die für das kristallklare Wasser verantwortlich sind, den schädlichen Mythos der „sauberen“ Strände entlarven und Ihnen zeigen, wie Ihr nächstes Foto nicht nur schön, sondern auch ein Akt des Schutzes sein kann.

Für alle, die die visuellen Eindrücke der Insel bevorzugen, bietet das folgende Video eine wunderbare filmische Reise durch die Landschaften und die einzigartige Atmosphäre Mallorcas, die die praktischen Ratschläge dieses Leitfadens perfekt ergänzt.

Um diese tiefere Ebene der Strandschönheit zu erschließen, haben wir diesen Leitfaden strukturiert. Er führt Sie von den ökologischen Grundlagen über praktische Fototipps bis hin zu Strategien, wie Sie dem Massentourismus entgehen und die Insel authentisch erleben können. Der folgende Überblick zeigt Ihnen, welche faszinierenden Aspekte wir beleuchten werden.

Warum sind die „dreckigen“ Algen am Strand in Wahrheit das Gold des Mittelmeers?

Für viele Strandbesucher sind sie ein Ärgernis: die dunklen, oft übelriechenden Haufen von Seegras, die an den Ufern angespült werden. Doch diese vermeintlichen „Algen“ sind in Wahrheit die abgestorbenen Blätter des Posidonia oceanica, auch Neptungras genannt, und sie sind die unsichtbaren Architekten des mallorquinischen Paradieses. Als Fotograf sehe ich in ihnen nicht Schmutz, sondern die Grundlage der Schönheit, die ich einfangen will. Diese Seegraswiesen sind riesige Unterwasserwälder, die als natürliche Filter fungieren. Sie verlangsamen die Strömung, sodass sich Schwebeteilchen absetzen können – das Resultat ist das spektakulär klare, türkise Wasser, für das Mallorca berühmt ist. Ohne Posidonia wäre das Meer trüber und weniger fotogen.

Die angespülten Blätter bilden zudem eine natürliche Barriere, die den Strand vor Erosion schützt und den feinen Sand festhält. Ihre Zersetzung liefert wichtige Nährstoffe für das gesamte Küstenökosystem. Doch dieses wertvolle System ist in Gefahr. Laut dem aktuellen Jahresbericht des balearischen Umweltministeriums befinden sich 39% der überwachten Posidonia-Vorkommen in mangelhaftem Zustand, hauptsächlich durch unkontrolliertes Ankern von Booten. Ein Dekret der Balearen verbietet dies seit 2018 strikt und Apps wie „Posidonia GOIB“ helfen Skippern, sandige Ankergründe zu finden.

Die Ästhetik der Imperfektion zu schätzen, bedeutet zu verstehen, dass ein mit Posidonia-Resten bedeckter Strand ein Zeichen von Leben und Gesundheit ist. Es ist ein lebendiger, atmender Ort. Ihn „sauber“ zu baggern, wie es eine Studie bereits 2016 anprangerte, wäre, als würde man die Wurzeln eines Baumes entfernen, um eine makellose Rasenfläche zu erhalten. Das Ökosystem würde kollabieren – und mit ihm die Schönheit.

Wie fangen Sie das türkise Wasser von Es Trenc ohne Überbelichtung ein?

Das intensive Licht Mallorcas, das die Farben des Meeres so brillant leuchten lässt, ist gleichzeitig die größte Herausforderung für jeden Fotografen. Heller Sand und die glitzernde Wasseroberfläche reflektieren so viel Licht, dass Kamerasensoren schnell überfordert sind. Das Ergebnis: ausgebrannte, weiße Flächen im Bild, wo eigentlich leuchtendes Türkis sein sollte. Um die wahren Farben von Es Trenc oder anderen hellen Stränden einzufangen, braucht es mehr als nur den Automatikmodus.

Fotografische Nahaufnahme von türkisfarbenem Meerwasser mit sichtbarem Meeresboden durch Polarisationsfilter

Das wichtigste Werkzeug in meiner Fototasche ist hierfür ein zirkularer Polarisationsfilter (CPL). Er funktioniert wie eine hochwertige Sonnenbrille für Ihr Objektiv: Er reduziert Reflexionen auf der Wasseroberfläche und lässt den Blick tiefer in das klare Wasser schweifen. Dadurch werden die Farben satter und der Kontrast zwischen dem hellen Sandboden und dem blauen Wasser wird verstärkt. Sie können den Effekt durch Drehen des Filters steuern und so die Spiegelungen minimieren.

Zusätzlich zum Filter sind die richtigen Kameraeinstellungen entscheidend. Wer die Kontrolle hat, kann die Lichtstimmung präzise einfangen:

  • ISO-Wert auf 100-200 stellen: Ein niedriger ISO-Wert sorgt für maximale Bildqualität und minimales Rauschen, besonders bei hellem Tageslicht.
  • Belichtungskorrektur nutzen: Stellen Sie die Belichtungskorrektur (EV) auf einen Wert zwischen -0.7 und -1.0 ein. Dadurch wird das Bild bewusst leicht unterbelichtet, was verhindert, dass die hellen Bereiche „ausbrennen“. Details im Sand und in den Wolken bleiben erhalten.
  • Die richtige Zeit wählen: Fotografieren Sie nicht in der prallen Mittagssonne. Leicht bewölkte Tage oder die Stunden nach Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang bieten ein weicheres, schmeichelhafteres Licht.
  • Profi-Modus am Smartphone: Auch moderne Smartphones bieten oft einen Profi- oder Manuell-Modus, in dem Sie ISO und Belichtung selbst steuern können.

Durch diese technischen Anpassungen verwandeln Sie eine überbelichtete Momentaufnahme in ein durchdachtes Foto, das die Tiefe und Farbbrillanz des Mittelmeers authentisch wiedergibt.

Echter Sand oder Importware: Wo liegen Sie bequemer und natürlicher?

Sand ist nicht gleich Sand. Wenn Sie an Mallorcas Stränden liegen, spüren Sie oft einen deutlichen Unterschied unter Ihrem Handtuch. Während sich Strände wie Es Trenc weich und natürlich anfühlen, wirken andere, besonders in stark touristischen Zonen wie Palma Nova, grober und heizen sich in der Sonne stärker auf. Der Grund liegt in seiner Herkunft: Es Trenc besitzt biogenen Sand, der über Jahrtausende aus den Skeletten und Schalen von Meeresorganismen wie Muscheln und Kleinstlebewesen entstanden ist. Dieser Sand ist Teil eines lebendigen Kreislaufs. Im Gegensatz dazu wird an vielen verbauten Stränden Sand künstlich aufgeschüttet, der oft aus zermahlenem Stein besteht.

Der Unterschied ist nicht nur haptisch, sondern auch ökologisch relevant. Biogener Sand ist ein integraler Bestandteil des Küstenökosystems. Importierter Sand hingegen hat eine negative CO2-Bilanz durch den Transport und kann die lokale Meeresfauna stören. Der folgende Vergleich verdeutlicht die Gegensätze:

Vergleich: Natürlicher vs. aufgeschütteter Sand auf Mallorca
Eigenschaft Natürlicher Sand (Es Trenc) Importierter Sand (Palma Nova)
Ursprung Biogen aus Muschelfragmenten Zermahlener Stein
Temperatur Heizt sich weniger auf Speichert mehr Hitze
Textur Weicher, heterogene Färbung Scharfkantiger, homogen
Ökologische Auswirkung Teil des natürlichen Systems CO2-Bilanz durch Transport

Die natürlichen Sandstrände Mallorcas sind jedoch massiv bedroht. Der Klimawandel verschärft die Situation dramatisch. Wie Professor Damià Gomis von der Universität Palma erklärt, ist der Meeresspiegel auf den Balearen bereits um 20 Zentimeter seit dem 20. Jahrhundert gestiegen, mit einer aktuellen Rate von etwa 3 Millimetern pro Jahr. Dies führt zu einem unaufhaltsamen Rückgang der Sandflächen. Einen natürlichen Strand zu wählen, ist daher auch eine Entscheidung für den Erhalt des ursprünglichen Charakters der Insel.

Der Fehler, chemische Filter zu nutzen, die das Ökosystem schädigen

Der ökologische Fußabdruck eines Fotos beginnt nicht erst beim Drücken des Auslösers, sondern schon beim Eincremen am Morgen. Viele herkömmliche Sonnencremes enthalten chemische UV-Filter wie Oxybenzon oder Octinoxat. Diese Stoffe sind wasserlöslich und gelangen beim Baden ins Meer. Dort richten sie verheerende Schäden an: Sie fördern die Korallenbleiche, stören das Hormonsystem von Fischen und schädigen die empfindlichen Posidonia-Seegraswiesen – genau die Ökosysteme, die für das klare Wasser verantwortlich sind, das wir so gerne fotografieren. Es ist ein tragischer Kreislauf: Um uns vor der Sonne zu schützen, zerstören wir die Schönheit, die wir im Sonnenlicht bewundern wollen.

Symbolische Darstellung mineralischer Sonnencreme-Textur mit Zinkoxid-Partikeln auf gebräunter Haut

Die umweltfreundliche Alternative sind mineralische Sonnencremes. Sie wirken nicht chemisch, sondern physikalisch. Winzige Partikel aus Zinkoxid oder Titandioxid legen sich wie eine Schutzschicht auf die Haut und reflektieren die UV-Strahlen wie kleine Spiegel. Diese Mineralien sind natürlichen Ursprungs und gelten als unbedenklich für marine Ökosysteme. Früher waren diese Cremes für ihren starken „Weißel-Effekt“ bekannt, doch moderne Formulierungen lassen sich gut verteilen und sind oft sogar in getönten Varianten erhältlich, die sich dem Hautton anpassen.

Für Reisende aus Deutschland ist die Umstellung einfach, da umweltfreundliche Optionen in jeder Drogerie verfügbar sind. Hier sind einige leicht erhältliche Beispiele, die auf mineralischen Filtern basieren:

  • Alterra LSF 30 von Rossmann: Eine zertifizierte Naturkosmetik-Option mit rein mineralischem Filter.
  • Das Boep Sonnencreme mit SPF 50: Erhältlich in allen dm-Filialen und ausgewählten Rossmann-Märkten, speziell für empfindliche Haut entwickelt.
  • Wirkprinzip: Achten Sie auf die Inhaltsstoffe Titaniumoxid (Titanium Dioxide) oder Zinkoxid (Zinc Oxide) anstelle von Oxybenzon oder Octinoxat.

Die Entscheidung für eine mineralische Sonnencreme ist ein kleiner, aber unglaublich wirkungsvoller Beitrag zum Schutz der mallorquinischen Küsten. Es ist die einfachste Möglichkeit, sicherzustellen, dass Ihr Aufenthalt keine unsichtbaren Spuren der Zerstörung hinterlässt.

Wann müssen Sie am Caló des Moro sein, um das Postkartenmotiv ohne Menschen zu sehen?

Caló des Moro ist das perfekte Beispiel für die „Instagram-Falle“. Die Bucht ist zweifellos atemberaubend – eine schmale Felszunge, umschlossen von türkisblauem Wasser. Doch die Bilder, die in sozialen Medien kursieren, zeigen selten die Realität im Hochsommer: Hunderte von Menschen drängen sich auf einem winzigen Sandstreifen, Handtuch an Handtuch. Das Postkartenmotiv existiert, aber es ist flüchtig und erfordert eine fast militärische Planung. Die Antwort auf die Frage ist brutal ehrlich: Sie müssen um 6:00 Uhr morgens vor Ort sein, bevor die ersten Busse und Influencer-Gruppen eintreffen. Nur in der goldenen Stunde nach Sonnenaufgang haben Sie eine Chance auf die Einsamkeit, die die Fotos versprechen.

Als Fotograf und Naturliebhaber plädiere ich jedoch für eine andere Strategie: die bewusste Entscheidung gegen den Hype und für die Entdeckung von Alternativen. Anstatt sich dem Stress und den Menschenmassen auszusetzen, können Sie die wahre Seele Mallorcas an Orten finden, die ebenso schön, aber weit weniger überlaufen sind. Der wahre Luxus ist nicht das perfekte Foto einer überfüllten Bucht, sondern das ungestörte Erlebnis an einem authentischen Ort.

Fallbeispiel: Die Anti-Instagram-Strategie – Cala Tuent

Ein perfektes Beispiel für eine ruhige Alternative ist die Cala Tuent im Nordwesten der Insel. Dieser 180 Meter lange Naturstrand aus Kies ist von dichten Pinienwäldern umgeben und liegt abgeschieden am Fuße des Puig Major. Nur wenige Besucher finden den Weg hierher. Statt Lärm und Gedränge finden Sie hier Ruhe und eine majestätische Landschaft. Das nahegelegene Restaurant Es Vergeret bietet zudem authentische mallorquinische Küche mit einem spektakulären Ausblick auf die Bucht – ein ganzheitliches Erlebnis, das weit über einen schnellen Foto-Stopp hinausgeht.

Hier sind einige praktische Tipps, um dem Trubel zu entgehen und dennoch traumhafte Buchten zu erleben:

  • Besuchen Sie die Nachbarbuchten: Direkt neben dem Caló des Moro liegt die Cala s’Almunia, die oft etwas ruhiger ist.
  • Erkunden Sie weniger bekannte Juwelen: Buchten wie die nahegelegene Cala Figuera oder die bereits erwähnte Cala Tuent bieten eine ebenso beeindruckende Kulisse ohne die Menschenmassen.
  • Reisen Sie in der Nebensaison: Im Mai oder Oktober sind die Wassertemperaturen mit 18-21°C immer noch angenehm, aber die Strände sind deutlich leerer.

Wie erkennen Sie an der Wasserfärbung oder Schaumbildung schlechte Qualität?

Das Meer kommuniziert ständig mit uns. Als Fotograf lerne ich, seine Sprache zu lesen. Die Farbe des Wassers, die Art des Schaums oder das Vorhandensein bestimmter Ablagerungen sind visuelle Indikatoren für die Gesundheit des Ökosystems. Mit etwas Übung können auch Sie lernen, zwischen einem gesunden Zustand und Anzeichen von Verschmutzung zu unterscheiden. Dies hilft nicht nur, bedenkliche Badeorte zu meiden, sondern schärft auch den Blick für die komplexen Zusammenhänge der Natur.

Weitwinkelaufnahme von Meeresoberfläche mit natürlichem Meeresschaum und klarer Wasserfärbung

Eines der häufigsten Phänomene ist Meeresschaum. Nicht jeder Schaum ist ein schlechtes Zeichen. Im Gegenteil, natürlicher Meeresschaum ist oft ein Indikator für ein produktives, gesundes Ökosystem. Er entsteht, wenn Proteine und Fette aus zersetzenden Algen und Phytoplankton durch Wellenbewegung aufgeschlagen werden – ähnlich wie beim Aufschäumen von Milch für einen Cappuccino. Verdächtig wird es erst, wenn der Schaum unnatürliche Eigenschaften aufweist.

Hier sind einige visuelle Indikatoren, auf die Sie achten sollten, um die Wasserqualität direkt am Strand einzuschätzen:

  • Natürlicher Meeresschaum: Ist meist cremefarben oder leicht bräunlich, riecht frisch nach Meer und löst sich relativ schnell wieder auf. Er ist ein gutes Zeichen.
  • Verdächtiger Schaum: Ist oft strahlend weiß, bildet stabile „Berge“, die lange bestehen bleiben, und kann einen chemischen oder seifigen Geruch haben. Dies kann auf die Einleitung von Reinigungsmitteln oder industriellen Abwässern hindeuten.
  • Wasserfärbung: Eine leuchtend türkise Färbung ist in der Regel ein gutes Zeichen, da sie durch die Reflexion des Lichts auf hellem, sauberem Sandboden entsteht. Eine trübe, grünliche Färbung, besonders nach starken Regenfällen, kann hingegen auf eine Algenblüte hindeuten, die durch Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft (Düngemittel) verursacht wird.
  • Öliger Film: Ein in Regenbogenfarben schillernder Film auf der Wasseroberfläche ist ein klares Alarmsignal. Er deutet auf eine Verschmutzung durch Benzin, Öl oder andere Kohlenwasserstoffe hin, die oft von Booten oder aus Abwasserrohren stammen.

Indem Sie lernen, diese Zeichen zu deuten, werden Sie vom passiven Betrachter zum aktiven Beobachter. Sie entwickeln ein tieferes Verständnis für die Verletzlichkeit dieser wunderschönen Küstenlandschaften.

Warum ist dieser Turm der beliebteste Spot für Instagrammer an der Westküste?

An der zerklüfteten Westküste Mallorcas, zwischen Banyalbufar und Estellencs, thront ein kleiner, steinerner Turm auf einem Felsvorsprung: der Torre des Verger. Seine Anziehungskraft auf Instagrammer ist unbestreitbar. Die Kombination aus der rustikalen Architektur, dem dramatischen Felsabhang und dem endlosen blauen Horizont des Mittelmeers schafft eine fast perfekte Fotokulisse. Besonders bei Sonnenuntergang, wenn das warme Licht die Steine golden färbt und lange Schatten wirft, wird der Ort zu einem magischen Anziehungspunkt für Fotografen und Social-Media-Enthusiasten.

Doch die Faszination des Turms geht weit über seine fotogene Erscheinung hinaus. Er ist ein stiller Zeuge der bewegten Geschichte Mallorcas. Wie historische Dokumente belegen, war er einst Teil eines ausgeklügelten Netzwerks von Wachtürmen.

Der Torre des Verger war Teil eines jahrhundertealten Piraten-Warnsystems (‚Talaies‘)

– Historische Dokumentation Mallorca, Kulturerbe der Balearen

Von diesen „Talaies“ aus warnten die Inselbewohner einander mit Rauch- oder Feuersignalen vor herannahenden Piratenschiffen. Der Turm ist also nicht nur eine malerische Kulisse, sondern ein Symbol für den Überlebenswillen und die Widerstandsfähigkeit der Mallorquiner. Dieses Wissen verleiht jedem Foto eine zusätzliche, tiefere Bedeutungsebene.

Leider hat die immense Popularität in den sozialen Medien auch eine dunkle Seite. Der Ansturm auf solche Orte führt oft zu erheblichen Problemen, ein Phänomen, das als Overtourism bekannt ist. Der Torre des Verger ist hierfür ein Paradebeispiel.

Fallbeispiel: Der Instagram-Effekt und seine negativen Folgen

Wie an vielen anderen „Instagram-Hotspots“ hat die stetig wachsende Beliebtheit auch am Torre des Verger zu Problemen geführt. In der Hochsaison blockieren wild geparkte Autos die schmale Küstenstraße so sehr, dass laut Berichten von Urlaubsguru Einheimische teilweise nicht mehr aus ihren eigenen Einfahrten fahren konnten. Die sensible Vegetation um den Turm wird durch unachtsame Besucher zertrampelt, und der Müll nimmt überhand. Der Wunsch nach dem perfekten Foto führt hier direkt zur Zerstörung der Idylle, die man eigentlich einfangen wollte.

Dies ist eine mahnende Erinnerung daran, dass wir als Besucher eine Verantwortung tragen. Ein respektvoller Besuch – Parken auf ausgewiesenen Flächen, Mitnahme des eigenen Mülls und Respekt vor der Natur und den Anwohnern – ist entscheidend, damit solche Orte ihren Zauber bewahren können.

Das Wichtigste in Kürze

  • Posidonia-Seegras ist kein Schmutz, sondern die Lebensgrundlage für klares Wasser und gesunde Strände. Schätzen Sie seine Anwesenheit als Zeichen eines intakten Ökosystems.
  • Ein Polarisationsfilter ist das wichtigste Werkzeug für jeden Strandfotografen. Er eliminiert Reflexionen und bringt die wahren Farben des Meeres zum Vorschein.
  • Schützen Sie, was Sie lieben: Verwenden Sie mineralische Sonnencreme, um die empfindlichen marinen Ökosysteme Mallorcas nicht zu schädigen.

Lohnt sich Es Trenc im Hochsommer noch oder ist der Mythos zerstört?

Es Trenc – der Name allein weckt Bilder von karibisch anmutendem Wasser und kilometerlangem, weißem Sand. Doch er weckt auch Assoziationen von überfüllten Parkplätzen, hohen Liegenpreisen und Handtuch-an-Handtuch-Szenarien im August. Ist der Mythos Es Trenc zerstört? Als Fotograf, der sowohl die Schönheit als auch die Menschenmassen kennt, lautet meine Antwort: Nein, aber er erfordert eine neue Herangehensweise. Man kann den Zauber von Es Trenc auch im Hochsommer noch erleben, wenn man bereit ist, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und strategisch zu planen.

Zunächst die Fakten: Es Trenc ist und bleibt mit fast 5 km Länge der größte Naturstrand Mallorcas. Er ist eingebettet in die unberührte Dünenlandschaft des Naturparks Es Trenc-Salobrar de Campos. Diese schiere Größe bedeutet, dass es immer noch ruhigere Abschnitte gibt, wenn man bereit ist, ein paar hundert Meter weiter zu laufen als die meisten anderen Besucher. Die Masse der Touristen konzentriert sich meist in der Nähe der Hauptzugänge und der Chiringuitos. Ein kurzer Spaziergang entlang der Wasserlinie kann bereits einen erheblichen Unterschied in der Dichte der Menschenmenge ausmachen.

Der Schlüssel zu einem gelungenen Besuch liegt darin, antizyklisch zu handeln und die Ränder des Tages sowie die Ränder des Strandes zu nutzen. Wer nur zur Mittagszeit kommt und am Hauptzugang bleibt, wird unweigerlich enttäuscht sein. Wer jedoch bereit ist, seinen Rhythmus anzupassen, wird mit Momenten der Ruhe und Schönheit belohnt, die dem Mythos Es Trenc alle Ehre machen. Die folgende Checkliste kann Ihnen helfen, Ihren Besuch optimal zu gestalten.

Ihre Checkliste für einen gelungenen Besuch in Es Trenc im Sommer

  1. Früh kommen oder spät bleiben: Seien Sie vor 11 Uhr morgens am Strand, um eine gute Platzwahl zu haben und die erste Sonne zu genießen. Alternativ bietet die Zeit nach 18 Uhr oft magisches Abendlicht und deutlich weniger Menschen.
  2. Die Ränder erkunden: Besuchen Sie die ruhigeren Enden des Strandes, zum Beispiel in der Nähe von Ses Covetes. Ein kurzer Fußmarsch zahlt sich in Ruhe und Platz aus.
  3. Den Naturpark entdecken: Verbinden Sie den Strandbesuch mit einer Erkundung des dahinterliegenden Naturparks Es Trenc-Salobrar. Die Salinen bieten eine faszinierende Landschaft und sind ein Paradies für Vogelbeobachter.
  4. Lokale Produkte genießen: Kaufen Sie das berühmte „Flor de Sal d’Es Trenc“ direkt bei den Salinen. Es ist ein authentisches Souvenir und unterstützt die lokale Wirtschaft, die im Einklang mit der Natur arbeitet.
  5. Den Himmel beobachten: Es Trenc ist aufgrund der geringen Lichtverschmutzung einer der besten Orte der Insel, um nachts die Sterne zu beobachten. Ein Besuch nach Einbruch der Dunkelheit ist ein unvergessliches Erlebnis.

Es Trenc ist also nicht zerstört, aber er verlangt nach einem bewussteren Besucher. Er belohnt diejenigen, die bereit sind, mehr zu tun, als nur dem Strom zu folgen.

Ihre nächste Reise nach Mallorca ist eine Gelegenheit. Es ist die Chance, nicht nur als Tourist, sondern als Bewahrer zurückzukehren. Richten Sie Ihre Linse nicht nur auf die Schönheit, sondern auch auf die Wahrheit dahinter, und werden Sie Teil der Lösung, indem Sie bewusst fotografieren, konsumieren und schützen. So stellen Sie sicher, dass die Traumstrände von heute auch die Traumstrände von morgen sein werden.

Geschrieben von Hannah Dr. Fischer, Dr. Hannah Fischer ist Meeresbiologin und Geologin, die sich dem Naturschutz im Mittelmeerraum verschrieben hat. Sie arbeitet an Forschungsprojekten zur Posidonia-Seegraswiese und zur Wasserqualität der balearischen Küstengewässer.