
Die besten Aussichten Mallorcas gehören nicht den Menschenmassen an den Drive-in-Miradores, sondern den Wanderern, die die alten Wachtürme als strategische Ziele nutzen.
- Erklimmen Sie historische Pfade und erleben Sie 360-Grad-Panoramen statt einseitiger Küstenblicke.
- Lernen Sie, die Sicherheit der Ruinen selbst einzuschätzen und die Geschichte hinter dem genialen Signalsystem der Insel zu verstehen.
- Finden Sie mit gezielten Methoden einsame Spots für Sonnenauf- und -untergänge, die den meisten Touristen verborgen bleiben.
Empfehlung: Sehen Sie die Wachtürme nicht nur als Ziel, sondern als Kompass für authentische Wandererlebnisse abseits der bekannten Routen.
Stellen Sie sich vor, Sie stehen auf einem jahrhundertealten Steinturm, der Wind streicht Ihnen durchs Haar, und vor Ihnen breitet sich die gesamte Küste Mallorcas in einem atemberaubenden 360-Grad-Panorama aus. Unter Ihnen nichts als der Duft von Pinien und das Rauschen des Meeres. Dieses Erlebnis ist die wahre Belohnung für Wanderer auf der Insel, doch viele verpassen es. Sie reihen sich in die Schlange am Mirador de Colomer ein, umgeben von Motorenlärm, und kämpfen um einen kurzen Blick auf eine überfüllte Szenerie.
Die meisten Reiseführer listen einfach die bekanntesten Türme auf oder erwähnen pauschal, sie seien zur „Piratenabwehr“ gebaut worden. Doch diese Perspektive kratzt nur an der Oberfläche. Die historischen Wachtürme, die sogenannten Atalayas oder Talaias, sind mehr als nur steinerne Relikte. Sie sind die Knotenpunkte eines genialen Kommunikationsnetzwerks und der Schlüssel zu den exklusivsten Aussichtspunkten, die die Insel zu bieten hat. Sie zu erwandern bedeutet, in die Geschichte einzutauchen und sich Ausblicke zu verdienen, die in ihrer Intensität und Stille unbezahlbar sind.
Dieser Guide bricht mit der Tradition der einfachen Listen. Er liefert Ihnen die Strategie eines Aussichtspunkt-Scouts. Sie werden nicht nur lernen, warum der Aufstieg zu einem unbekannten Turm lohnender ist als jeder touristische Hotspot, sondern auch, wie das historische Warnsystem wirklich funktionierte. Wir geben Ihnen eine Methode an die Hand, um die Sicherheit der Ruinen selbst zu prüfen und die perfekten, menschenleeren Orte für den Sonnenuntergang zu finden. Machen Sie sich bereit, Mallorca mit neuen Augen zu sehen – von seinen höchsten und geschichtsträchtigsten Punkten aus.
Für alle, die einen schnellen visuellen Eindruck von den versteckten Schönheiten der Insel bekommen möchten, bietet das folgende Video eine wunderbare Einstimmung. Es zeigt einsame Strände, malerische Orte und Wanderungen, die perfekt zu der hier vorgestellten Philosophie des Entdeckens passen.
In diesem Artikel führen wir Sie Schritt für Schritt durch die Welt der mallorquinischen Wachtürme. Sie erfahren nicht nur, welche Ziele sich lohnen, sondern erhalten das komplette Rüstzeug, um Ihre eigenen Abenteuer strategisch zu planen und sicher durchzuführen.
Inhaltsverzeichnis: Der strategische Wegweiser zu Mallorcas Wachturm-Panoramen
- Warum ist der Aufstieg zu diesem Turm lohnender als der volle Aussichtspunkt Colomer?
- Wie funktionierte das Warnsystem der Wachtürme gegen Piratenangriffe wirklich?
- Wie schnell konnte eine Nachricht per Rauchsignal einmal um die Insel reisen?
- Wie erkennen Sie, ob Sie einen Turm gefahrlos betreten oder besteigen können?
- Warum ist dieser Turm der beliebteste Spot für Instagrammer an der Westküste?
- Wie finden Sie die höchsten Punkte für den perfekten Sonnenuntergang ohne Menschenmassen?
- Wie nutzen Sie Mallorcas Wegenetz optimal für Training und Genuss?
- Ist das Biwakieren neben den historischen Türmen erlaubt oder verboten?
Warum ist der Aufstieg zu diesem Turm lohnender als der volle Aussichtspunkt Colomer?
Die Antwort liegt im fundamentalen Unterschied zwischen Konsumieren und Erleben. Der berühmte Mirador de Colomer ist ein Paradebeispiel für einen „Drive-in“-Aussichtspunkt: Man parkt, läuft ein paar Meter und teilt sich den exakt gleichen Fotowinkel mit hunderten anderen Besuchern. Es ist ein schneller, aber flüchtiger und oft unbefriedigender Genuss. Der Aufstieg zu einem historischen Wachturm, wie beispielsweise dem Torre d’Albercutx ganz in der Nähe, bietet dagegen einen tiefgreifenden Erlebnis-Kontrast. Hier tauschen Sie Motorenlärm gegen Windrauschen und den Duft von Kiefernnadeln.
Die Wanderung selbst ist Teil der Belohnung. Der Weg zum Torre del Cap de Andritxol beispielsweise, ein 4,4 km langer Rundweg mit 220 Höhenmetern, ist eine zweistündige Reise durch die Natur, die bereits ab einem Alter von vier Jahren machbar ist. Während des Aufstiegs verändert sich die Perspektive stetig, die Spannung baut sich auf. Oben angekommen, erwartet Sie keine einseitige Postkartenansicht, sondern eine majestätische 360-Grad-Rundumsicht, die Ihnen ein Gefühl für die strategische Bedeutung des Ortes vermittelt. Sie stehen dort, wo einst Wächter Ausschau hielten, und spüren die Geschichte unter Ihren Füßen.
Der wahre Wert liegt in der Authentizität und der Ruhe. Während am Mirador de Colomer pro Stunde bis zu 100 Touristen durchgeschleust werden, teilen Sie sich die Spitze eines Wachturms vielleicht mit einer Handvoll anderer Wanderer – oder haben sie ganz für sich allein. Dieser Vergleich verdeutlicht, dass die investierte Anstrengung eine ungleich höhere Rendite in Form von Frieden, Perspektive und einem echten Naturerlebnis bringt.
Eine detaillierte Analyse des Erlebnisfaktors zeigt den klaren Vorteil der Wachturm-Wanderung gegenüber touristischen Hotspots.
| Kriterium | Torre d’Albercutx (Wanderung) | Mirador de Colomer (Drive-In) |
|---|---|---|
| Besucherzahl/Stunde | 5-10 Wanderer | 50-100 Touristen |
| Erlebnis-Faktor | Wind, Pinienduft, Vogelgezwitscher | Motorenlärm, Menschenmengen |
| Authentizität | Historischer Kontext spürbar | Touristische Infrastruktur |
| Perspektive | 360-Grad-Rundumsicht | Einseitige Küstenaussicht |
| Anstrengung | 220 Höhenmeter Aufstieg | Kurzer Spaziergang vom Parkplatz |
Wie funktionierte das Warnsystem der Wachtürme gegen Piratenangriffe wirklich?
Das Verteidigungssystem der mallorquinischen Wachtürme war weit mehr als nur eine Ansammlung von Steintürmen; es war ein hoch entwickeltes und intelligentes Signal-Netzwerk. Die ständige Bedrohung durch nordafrikanische Piraten im 16. und 17. Jahrhundert zwang die Insel zu einer ausgeklügelten Kommunikationsstrategie. Die Krone beauftragte den mallorquinischen Mathematiker und Architekten Joan Binimelis mit der Planung dieses Systems. Sein Genie lag nicht nur im Bau einzelner Festungen, sondern in der Schaffung einer lückenlosen Signalkette.
Insgesamt wurden ehemals 85 Türme auf Mallorca erbaut, von denen heute noch etwa 50 erhalten sind. Jeder Turm wurde so positioniert, dass er mindestens zwei andere im Blickfeld hatte – den vorherigen und den nächsten in der Kette. So konnte eine Nachricht entlang der gesamten Küste weitergeleitet werden. Jeder Turm war mit einer kleinen Besatzung, den „Talaiers“, besetzt. Ihre einzige Aufgabe war es, das Meer ununterbrochen zu beobachten.
Sobald feindliche Schiffe am Horizont gesichtet wurden, trat ein präzises Protokoll in Kraft. Tagsüber wurden Rauchzeichen mit feuchten, grünen Blättern erzeugt, um dichten, weithin sichtbaren Rauch zu produzieren. Nachts wurden große Feuerzeichen entzündet. Die Nachricht von der Gefahr sprang so von Turm zu Turm, bis sie den Torre de l’Àngel im Almudaina-Palast in Palma erreichte. Von dort aus wurde der Alarm durch das Läuten der Glocken der Kathedrale und der umliegenden Kirchen an die Bevölkerung im Landesinneren weitergegeben, die sich daraufhin in die Wehrkirchen und befestigten Städte zurückziehen konnte. Die Türme selbst waren so konzipiert, dass sie kurzen Belagerungen standhalten konnten, mit hochgelegenen Eingängen und unterirdischen Wasserzisternen.
Wie schnell konnte eine Nachricht per Rauchsignal einmal um die Insel reisen?
Die Effizienz des von Joan Binimelis konzipierten Signal-Netzwerks war für die damalige Zeit revolutionär. Die Geschwindigkeit, mit der eine Warnung vor Piraten die gesamte Insel umrunden und das Machtzentrum in Palma erreichen konnte, ist auch heute noch beeindruckend. Historische Dokumente belegen, dass die Nachricht von der Sichtung feindlicher Schiffe an einem Ende der Insel, beispielsweise bei Dragonera, bis zur Hauptstadt Palma am anderen Ende in verblüffend kurzer Zeit übermittelt werden konnte.
Die gesamte Insel konnte binnen unglaublichen 30 Minuten alarmiert werden. Diese halbe Stunde war oft der entscheidende Zeitvorteil, den die Bevölkerung benötigte, um ihr Leben und ihre Ernte in Sicherheit zu bringen. Dieser Prozess folgte einer klaren Kaskade: Die Turmwächter, die „Talaiers“, gaben das Signal weiter, sobald sie das Rauch- oder Feuerzeichen des Nachbarturms sahen. Die Kette reichte von den äußersten Punkten wie Cap de Formentor im Norden oder der Insel Dragonera im Westen bis ins Herz von Palma.
Diese visuelle Darstellung verdeutlicht, wie die Türme wie Perlen an einer Schnur entlang der Küste aufgereiht waren, um eine lückenlose Kommunikation zu gewährleisten. Jeder Punkt war ein Auge, das die Küste bewachte und mit dem nächsten Auge verbunden war.

Die Geschwindigkeit war nicht nur eine technische Meisterleistung, sondern auch ein psychologischer Vorteil. Das Wissen um dieses schnelle Warnsystem gab den Bewohnern ein Gefühl der Sicherheit und ermöglichte es, die Küstenregionen trotz der ständigen Bedrohung weiterhin landwirtschaftlich zu nutzen und zu besiedeln. Es war das Nervensystem der Inselverteidigung.
Wie erkennen Sie, ob Sie einen Turm gefahrlos betreten oder besteigen können?
Viele der historischen Wachtürme auf Mallorca sind nicht offiziell als Touristenattraktion gesichert. Sie sind stumme Zeugen der Geschichte, die oft auf eigene Gefahr erkundet werden. Bevor Sie also den Aufstieg wagen, ist ein kurzer, aber gründlicher Sicherheitscheck unerlässlich. Denken Sie wie ein Prüfer und führen Sie einen mentalen „Türme-TÜV“ durch. Achten Sie auf klare Anzeichen für den Zustand des Bauwerks, um kein unnötiges Risiko einzugehen.
Die Türme lassen sich grob in drei Sicherheitskategorien einteilen. Grün bedeutet, der Turm wurde restauriert und gesichert. Sie erkennen dies an frischem Mörtel, geschlossenen Fugen und oft an stabilen, neu angebauten Treppen oder intakten Eisenleitern. Hier ist ein Betreten meist unbedenklich. Bei der Kategorie Gelb ist Vorsicht geboten. Prüfen Sie loses Gestein im Eingangsbereich, achten Sie auf starke Korrosion bei alten Metallleitern und seien Sie beim Aufstieg besonders achtsam. Die Kategorie Rot signalisiert akute Einsturzgefahr. Tiefe Risse im Mauerwerk, starker Pflanzenbewuchs, der aus den Fugen wächst, oder fehlende Steine am Fundament sind klare Warnsignale. Solche Türme sollten Sie unter keinen Umständen betreten.
Bedenken Sie, dass der ursprüngliche Eingang sich aus Verteidigungsgründen immer mehrere Meter über dem Boden befand und nur über eine einziehbare Leiter erreichbar war. Ihre Ausrüstung sollte daher immer feste Schuhe, eventuell Handschuhe für das raue Gestein und eine Stirnlampe für die oft fensterlosen Innenräume umfassen. Die Verantwortung liegt letztlich bei Ihnen, wie auch Experten betonen.
Das Betreten erfolgt meist auf eigene Gefahr, es gibt keine deutsche ‚Verkehrssicherungspflicht‘
– Mallorca für Kinder Wanderführer, Sicherheitshinweise für Turmbesteigungen
Ihr Sicherheitscheck für Wachtürme
- Zustand des Mauerwerks prüfen: Suchen Sie nach tiefen Rissen, fehlenden Steinen am Fundament oder starkem Pflanzenbewuchs, der das Mauerwerk sprengt.
- Stabilität des Eingangs kontrollieren: Überprüfen Sie, ob der Sturz über dem Eingang intakt ist und keine losen Steine herabfallen können.
- Aufstiegshilfen inspizieren: Testen Sie die Stabilität von Eisenleitern vorsichtig. Achten Sie auf fortgeschrittene Korrosion und lockere Verankerungen.
- Innenraum bewerten: Leuchten Sie mit einer Stirnlampe hinein, um die Stabilität der Decke und des Bodens zu beurteilen, bevor Sie den Turm betreten.
- Umgebung einschätzen: Beurteilen Sie den Weg zum Turm. Ist der Pfad sicher oder besteht Absturzgefahr an steilen Klippen?
Warum ist dieser Turm der beliebteste Spot für Instagrammer an der Westküste?
Der Torre de ses Ànimes, besser bekannt als Torre des Verger, ist zweifellos der König der Instagram-Spots unter Mallorcas Wachtürmen. Seine Popularität verdankt er einer perfekten Kombination aus drei Faktoren: dramatische Lage, leichte Erreichbarkeit und eine fotogene Architektur. Der Turm thront malerisch auf einer Klippe zwischen Banyalbufar und Estellencs und bietet einen ikonischen Blick auf die zerklüftete Westküste. Im Gegensatz zu vielen anderen Türmen ist er direkt von der Küstenstraße Ma-10 aus sichtbar und über einen kurzen Fußweg erreichbar.
Seine kleine, begehbare Plattform mit der charakteristischen Steinbrücke macht ihn zu einem unwiderstehlichen Motiv, besonders im goldenen Licht des Sonnenuntergangs. Die geschwungene Küstenstraße, die zum Turm führt, dient Fotografen oft als perfekte „Leading Line“, die den Blick des Betrachters direkt auf das isolierte Bauwerk lenkt. Diese visuelle Anziehungskraft hat ihn zu einem Phänomen in den sozialen Medien gemacht, das täglich hunderte Besucher anlockt.
Doch als strategischer Wanderer suchen Sie mehr als nur das Standardbild. Nutzen Sie das Wissen der Profis, um dem Trubel zu entgehen oder einzigartigere Fotos zu schießen. Der beste Zeitpunkt ist nicht der Höhepunkt des Sonnenuntergangs, sondern die „blaue Stunde“, etwa 20 Minuten danach, wenn das Licht weicher und die Menschenmenge kleiner ist. Eine noch bessere Alternative ist ein Besuch zum Sonnenaufgang. Dann erleben Sie eine magische Lichtstimmung oft in völliger Einsamkeit. Denken Sie auch daran, dass es fantastische, weniger überlaufene Alternativen gibt, wie den Torre de Cala en Basset oder den Torre de Sa Mola de Tuent. Der wichtigste Appell gilt jedoch der Ethik: Klettern Sie niemals auf bröckelnden Mauern für ein Foto. Der Schutz dieser Denkmäler und Ihre Sicherheit haben Vorrang.

Wie finden Sie die höchsten Punkte für den perfekten Sonnenuntergang ohne Menschenmassen?
Der Schlüssel zu einem ungestörten Sonnenuntergangserlebnis liegt in der strategischen Planung und dem bewussten Verlassen der ausgetretenen Pfade. Anstatt den Schildern zu den bekannten „Miradores“ zu folgen, werden Sie selbst zum Scout. Ihre wichtigsten Werkzeuge dafür sind moderne topografische Karten-Apps wie Komoot, Outdooractive oder AllTrails. Diese ermöglichen es Ihnen, die Landschaft wie ein General zu lesen und potenzielle Ziele zu identifizieren, die für den durchschnittlichen Touristen unsichtbar bleiben.
Die Methode ist einfach und effektiv. Suchen Sie auf der Karte nach westexponierten Klippen oder Gipfeln, die nicht direkt an einer asphaltierten Straße liegen. Filtern Sie gezielt nach Wachtürmen, die einen Fußmarsch erfordern. Orte wie der Torre de Sa Mola bei Andratx, der Torre de Cala en Basset nahe Sant Elm oder der Torre des Cap Blanc im Süden sind exzellente Kandidaten. Der kleine zusätzliche Aufwand des Wanderns ist der Preis für die Exklusivität und Stille, die Sie am Ziel erwartet. Laden Sie die GPS-Koordinaten und Offline-Karten herunter, da der Handyempfang in abgelegenen Gebieten oft unzuverlässig ist.
Eine weitere, oft übersehene Strategie ist die Umkehrung des Konzepts. Statt sich mit allen anderen im Westen um den Sonnenuntergang zu streiten, suchen Sie sich einen Ort für einen einsamen Sonnenaufgang im Osten. Der Talaia de Son Jaumell bei Cala Ratjada bietet beispielsweise eine unvergleichliche Atmosphäre, wenn die ersten Sonnenstrahlen das Meer und die Landschaft in goldenes Licht tauchen. Dieses Erlebnis hat eine fast meditative Qualität.
Der wahre Luxus ist nicht ein überlaufener Sonnenuntergang im Westen, sondern ein einsamer, stiller Sonnenaufgang über dem Meer
– Mallorca Wanderführer, Alternative Wanderrouten abseits der Massen
Wie nutzen Sie Mallorcas Wegenetz optimal für Training und Genuss?
Mallorca ist weit mehr als nur eine Badeinsel; sie ist ein Paradies für Wanderer. Eine beeindruckende Statistik zeigt, dass für 70% der deutschen Mallorca-Urlauber „Natur und Landschaft“ ein zentrales Reisemotiv sind. Das ausgedehnte Wegenetz der Insel, insbesondere der Fernwanderweg GR221, bietet die perfekte Infrastruktur, um dieses Motiv mit sportlicher Herausforderung und historischem Genuss zu verbinden. Die Wachtürme dienen dabei als ideale Etappenziele oder motivierende Abstecher.
Für ambitionierte Wanderer lässt sich aus den einzelnen Turm-Wanderungen ein mehrtägiges Trekking-Erlebnis zusammenstellen. Ein beispielhafter „3-Tages-Atalaya-Trail“ könnte die strategisch günstig gelegenen Türme der Westküste miteinander verbinden. Eine solche Tour kombiniert anspruchsvolle Abschnitte des GR221 mit lohnenden Panoramablicken und ermöglicht Übernachtungen in malerischen Bergdörfern oder offiziellen Wanderhütten (Refugis).
Ein möglicher Plan könnte so aussehen:
- Tag 1: Start in Sant Elm, Wanderung zum Torre de Cala en Basset und weiter nach Estellencs (ca. 15 km). Übernachtung im Ort.
- Tag 2: Von Estellencs zum berühmten Torre des Verger und dann über den GR221 nach Valldemossa (ca. 18 km). Übernachtung in einem Hotel oder einer nahegelegenen Finca.
- Tag 3: Von Valldemossa Aufstieg zum Talaia Vella und weiter bis ins Künstlerdorf Deià (ca. 14 km).
Der Schlüssel zur optimalen Nutzung des Wegenetzes liegt in der flexiblen Planung mit digitalen Helfern. Apps wie Komoot sind hierbei unerlässlich, da sie oft die zuverlässigsten GPX-Tracks für die schlecht ausgeschilderten Stichwege zu den Türmen bieten. So können Sie Ihre Tagesetappen an Ihre Fitness anpassen und sicherstellen, dass Sie keinen der spektakulären Ausblicke verpassen. Die Türme werden so von isolierten Zielen zu Meilensteinen auf Ihrer persönlichen Entdeckungsreise durch die Serra de Tramuntana.
Das Wichtigste in Kürze
- Die wahre Belohnung liegt im Erlebnis der Wanderung zu einem Wachturm, nicht im schnellen Konsum eines touristischen Aussichtspunkts.
- Mallorcas Wachtürme waren Teil eines genialen Signal-Netzwerks, das die Insel in 30 Minuten alarmieren konnte.
- Prüfen Sie vor dem Betreten alter Türme immer deren Zustand (Mauerwerk, Eingang, Aufstiegshilfen) und nehmen Sie die richtige Ausrüstung mit.
Ist das Biwakieren neben den historischen Türmen erlaubt oder verboten?
Die Vorstellung, den Schlafsack neben einem historischen Wachturm auszurollen und unter dem Sternenhimmel einzuschlafen, um bei Sonnenaufgang mit einem spektakulären Blick zu erwachen, ist für viele Wanderer der Inbegriff von Freiheit und Abenteuer. Doch auf Mallorca ist die rechtliche Lage eindeutig und streng. Das Übernachten in der freien Natur ist ein heikles Thema, das mit hohen Strafen geahndet werden kann.
Die offizielle Regelung ist unmissverständlich, wie Regierungsquellen bestätigen. Das Zelten in der Wildnis ist auf der gesamten Insel strikt verboten. Der Grund dafür ist vielschichtig: die extreme Waldbrandgefahr, besonders in den trockenen Sommermonaten, der Schutz der empfindlichen Flora und Fauna, und die Tatsache, dass viele Ländereien, auf denen die Türme stehen, Privatgrund (fincas privadas) sind.
Wildcampen (Zelten) ist auf Mallorca streng verboten und wird mit hohen Bußgeldern geahndet
– Balearische Regierung, Offizielle Camping-Verordnung der Balearen
Eine kleine Grauzone existiert beim Thema Biwakieren, also der Übernachtung im Freien nur mit Schlafsack und Isomatte von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang. Auf dem Fernwanderweg GR221 wird dies teilweise toleriert, ist aber keine offizielle Erlaubnis. Abseits dieses Weges, insbesondere in Küstennähe bei den Wachtürmen, ist auch davon dringend abzuraten. Die legale und respektvolle Alternative ist die Übernachtung in den offiziellen Wanderhütten (Refugis) des Inselrats (Consell de Mallorca), wie dem Refugi de Cúber, oder auf einem der wenigen legalen Campingplätze der Insel. Dies schützt nicht nur die Natur, sondern auch Ihren Geldbeutel vor empfindlichen Strafen.
Ihre Wanderabenteuer zu den Wachtürmen Mallorcas zu planen, ist der erste Schritt zu unvergesslichen Erlebnissen. Nutzen Sie dieses Wissen, um Ihre Touren strategisch vorzubereiten, die Geschichte der Insel zu spüren und Ausblicke zu genießen, die den meisten verborgen bleiben. Packen Sie Ihren Rucksack und machen Sie sich auf den Weg, die wahren Schätze der Insel zu entdecken.
Häufige Fragen zum Übernachten nahe Mallorcas Wachtürmen
Was ist der Unterschied zwischen Zelten und Biwakieren?
Zelten (das Aufbauen eines Zeltes) ist auf Mallorca streng verboten. Biwakieren, also die Übernachtung im Schlafsack ohne Zelt von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang, wird auf dem Fernwanderweg GR221 teilweise toleriert, ist aber außerhalb davon ebenfalls nicht gestattet und riskant.
Wo kann man legal in Turmnähe übernachten?
Die einzig legalen Optionen sind die offiziellen Wanderhütten (Refugis) des Consell de Mallorca, die sich entlang des GR221 befinden (z.B. das Refugi de Cúber), oder einer der wenigen ausgewiesenen Campingplätze der Insel. Eine direkte Übernachtung an den Türmen ist nicht erlaubt.
Warum ist das Verbot so streng?
Die Hauptgründe sind die extrem hohe Waldbrandgefahr im Sommer, der Schutz der sensiblen Natur und die Tatsache, dass viele Wachtürme auf Privatgrundstücken (fincas privadas) stehen. Die strengen Regeln dienen dem Erhalt der Landschaft und der Sicherheit.